FAQ: Busbeschleunigung im Rahmen des Projektes BüLaMo (Bürgerlabor Mobilität Münsterland)
Fragen und Antworten im Überblick
Was wird an der Weseler Straße / Geiststraße / Moltkestraße gemacht und warum?
Wofür sind die temporären Ampeln da?
Wie lange wird die Ampelsteuerung getestet?
Ist die geplante Ampelsteuerung sicher?
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Busverkehr?
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Autoverkehr?
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Radverkehr?
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Fußverkehr?
Werden sehbehinderte Fußgänger auch berücksichtigt?
Wie werden die Ankunftszeiten der Busse an den Kreuzungen prognostiziert?
Wie wird sichergestellt, dass der Datenschutz eingehalten wird?
Kann in Wohnungen / Büros / Fahrzeuge hineingeschaut werden?
Wie funktioniert die Detektion des Verkehrs?
Wie funktioniert die Stauerkennung?
Wozu dienen die weißen Antennen an den Geräten?
Was wird an der Weseler Straße / Geiststraße / Moltkestraße gemacht und warum?
In dem durch das BMBF geförderten Forschungsprojekt „Bürgerlabor Mobilität Münsterland“,
plant die RWTH Aachen in der Stadt Münster, die stadteinwärts fahrenden Busse entlang der
Weseler Straße zu beschleunigen. Um dieses zu erreichen, sollen auf dem Streckenabschnitt
zwischen dem Knotenpunkt Weseler Straße / Geiststraße und Weseler Straße / Moltkestraße
die bestehenden Steuerungskonzepte überarbeitet und durch Bus-Sonderphasen ergänzt werden.
Die derzeitige Ampelsteuerung beinhaltet eine Grüne Welle für den Autoverkehr entlang der
Weseler Straße. Für stadteinwärts fahrende Busse ist diese Grüne Welle jedoch aus zwei
Gründen nicht nutzbar: (1) durch den Halt an der Haltestelle Geiststraße fallen die Busse aus
der Grünen Welle heraus und (2) an der Kreuzung Weseler Straße/Moltkestraße biegen fast
alle Busse rechts in die Moltkestraße ab und kommen erst kurz nach Ende der Grünzeit für die
Rechtsabbieger an der Kreuzung an. Um die Wartezeiten für die Busse an den beiden Kreuzungen
zu reduzieren, soll bei Ankunft eines Busses eine Sonderphase geschaltet werden, in
der nur die Busse und die nicht mit dem Bus in Konflikt stehenden Verkehrsströme grün erhalten.
Sobald der Bus die Kreuzung passiert hat, wird wieder ins normale Steuerungsprogramm
zurückgeschaltet.
Wofür sind die temporären Ampeln da?
Die Besonderheit der geplanten Ampelsteuerung ist, dass die Bus-Sonderphase nur geschaltet
wird, wenn die Thermalkameras in der Umgebung der beiden Kreuzungen keinen außergewöhnlichen
Rückstau detektieren. Diese Staudetektion ist bei der bestehenden Ampelanlage technisch
nicht vorgesehen. Aus diesem Grund muss für den Erprobungszeitraum eine temporäre
Ampelanlage aufgebaut werden.
Wofür sind die Kameras da?
Die Thermalkameras, die in der Umgebung der beiden Kreuzungen angebracht wurden, dienen
zur Detektion des Autoverkehrs. Sobald von einer Kamera ein Rückstau detektiert wird, der über
das übliche Maß hinausgeht, wird eine Meldung an die Ampelsteuerung gesendet, dass aktuell
keine Bus-Sonderphase geschaltet werden darf, bis sich der Rückstau abgebaut hat.
Wie lange wird die Ampelsteuerung getestet?
Nach den derzeitigen Planungen wird die neue Ampelsteuerung in der Woche nach den Herbstferien
(17.-21.10.2022) in Betrieb genommen und bis zum Beginn des Münsteraner Weihnachtsmarktes
(21.11.2022) erprobt. In diesem Zeitraum werden kontinuierlich Daten erfasst, um die
Wirksamkeit der Steuerung und die Auswirkungen auf den übrigen Verkehr zu analysieren.
Sollten die Auswirkungen auf den Autoverkehr wider Erwarten größer sein als in der Verkehrssimulation,
kann auch die temporäre Ampelanlage jederzeit auf die bestehende Ampelsteuerung
zurückschalten.
Ist die geplante Ampelsteuerung sicher?
Ja. Alle technischen Vorkehrungen, die eine Ampelanlage sicher machen, sind auch bei der
geplanten Ampelsteuerung vorhanden. Dazu gehört beispielsweise die Überwachung der Zwischenzeiten,
die sicherstellt, dass genügend Zeit zwischen der Grünzeit zweier in Konflikt stehender
Verkehrsströme vorhanden ist.
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Busverkehr?
Das Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen University hat die geplante Ampelsteuerung
in umfangreichen Verkehrssimulationen getestet. Im Durchschnitt wird die Fahrzeit für die Busse
zwischen der Kreuzung Weseler Straße / Koldering und der Kreuzung Weseler Straße / Moltkestraße
von 210 s auf 173 s reduziert. Das entspricht einer Einsparung von 18 %. Diese Werte
sind jedoch nur Durchschnittswerte. Je nach Verkehrslage und je nach Haltezeit an der Geiststraße
kann die Fahrzeit größer oder kleiner sein. Das gilt sowohl für die bestehende als auch
für die geplante Ampelsteuerung. Bei der geplanten Steuerung kommen insbesondere lange
Fahrzeiten deutlich seltener vor.
Die Schnellbusse des RVM (z.B. die Linien X90/S90) haben eine etwas geringere Fahrzeitreduktion,
da sie nicht an der Geiststraße halten und deshalb häufiger während der Grünen Welle
an der Kreuzung Weseler Straße/Geiststraße ankommen.
In der Gegenrichtung kann eine leichte Fahrzeitreduktion von 94 s auf 88 s (6 %) erzielt werden,
da die Busse an der Kreuzung Weseler Straße/Geiststraße indirekt von der Bus-Sonderphase
profitieren.
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Autoverkehr?
Um die Auswirkungen auf den Autoverkehr zu minimieren, werden mehrere Maßnahmen ergriffen:
(1) die Ankunftszeit der Busse an den Kreuzungen wird möglichst genau prognostiziert,
sodass die Sonderphase für die Busse so kurz wie möglich geschaltet wird. (2) Die Grüne Welle
wird beibehalten, indem die Bus-Sonderphase zwischen die regulären Phasen eingeschoben
wird, ohne dass eine reguläre Phase ausfällt oder zeitlich zu stark verschoben wird. Ein Umlauf
(die Zeit, nach der sich das Steuerungsprogramm wiederholt) dauert in jedem Fall 90 s, egal ob
mit oder ohne Sonderphase. (3) Die Verkehrssituation in der Umgebung der beiden Kreuzungen
wird kontinuierlich von Thermalkameras überwacht. Sobald auf einem Fahrstreifen ein Rückstau
detektiert wird, der über das übliche Maß hinausgeht, wird eine Meldung an die Ampelsteuerung
gesendet, dass aktuell keine Sonderphase geschaltet werden darf, bis sich der Rückstau abgebaut
hat.
In der Verkehrssimulation wurde in der morgendlichen Hauptverkehrszeit (6-9 Uhr) in der Umgebung
der beiden Kreuzungen eine Fahrzeitverlängerung von durchschnittlich 3,0 s ermittelt,
was einer Erhöhung um 1,4 % entspricht. Die Wartezeiten der einzelnen Verkehrsströme sind
in der untenstehenden Abbildung dargestellt. Die Vorgabe aus dem Handbuch zur Bemessung
von Straßenverkehrsanlagen (HBS), dass für jeden Verkehrsstrom mindestens Qualitätsstufe D
(entspricht einer mittleren Wartezeit von 70 s) eingehalten soll, wird erfüllt.
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Radverkehr?
Es ist sichergestellt, dass wie bei der bestehenden Ampelsteuerung jeder Verkehrsstrom sowohl
im Rad- und Fußverkehr in jedem Umlauf (90 s) einmal grün erhält. Auch wenn die Grünzeiten
einzelner Verkehrsströme leicht verkürzt werden, werden die Mindestgrünzeiten (6-20 s je nach
Verkehrsstrom) in jedem Fall eingehalten.
Welche Auswirkungen hat die geplante Ampelsteuerung auf den Fußverkehr?
Es ist sichergestellt, dass wie bei der bestehenden Ampelsteuerung jeder Verkehrsstrom sowohl
im Rad- und Fußverkehr in jedem Umlauf (90 s) einmal grün erhält. Auch wenn die Grünzeiten einzelner Verkehrsströme leicht verkürzt werden, werden die Mindestgrünzeiten (14-20 s je nach
Verkehrsstrom) in jedem Fall eingehalten.
Werden sehbehinderte Fußgänger auch berücksichtigt?
Ja. Die geplante Ampelanlage hat wie die bestehende Anlage Anforderungstaster für Sehbehinderte.
Wie bei der bestehenden Anlage sind diese zwischen 6:00 Uhr und 21:00 Uhr aktiv. Wurden
die Anforderungstaster betätigt, ertönt bei der folgenden Grünzeit ein Freigabeton.
Wie werden die Ankunftszeiten der Busse an den Kreuzungen prognostiziert?
Wenn die Busse sich den beiden Kreuzungen nähern, passieren sie sog. virtuelle Meldepunkte.
An diesen Punkten wird per Funk eine Meldung an die Ampelsteuerung gesendet. Aus der Entfernung
des Meldepunktes zur Kreuzung wird die Restfahrzeit berechnet, unter der Annahme,
dass die Busse 40 km/h fahren und an der Haltestelle Geiststraße im Mittel 15 s halten. Jeder
Bus passiert auf dem Weg zur Kreuzung mehrere Meldepunkte, sodass die Prognose der Ankunftszeit
auch bei verkehrsbedingten Verzögerungen mehrmals aktualisiert wird.
Wie wird sichergestellt, dass der Datenschutz eingehalten wird?
Es werden Thermalkameras verwendet. Thermalkameras zeichnen nur die Wärmestrahlung auf,
die Objekte ausstrahlen. Demnach sind nur die Umrisse der Objekte jedoch nicht Kennzeichen
oder Gesichter erkennbar. Personen und Objekte lassen sich nicht wiedererkennen.
Kann in Wohnungen / Büros / Fahrzeuge hineingeschaut werden?
Nein. Fensterscheiben haben eine einheitliche Temperatur und erscheinen dadurch als homogene
Fläche im Bild der Thermalkameras. Dadurch sind Personen, Objekte, etc. hinter den
Scheiben nicht zu erkennen. Es erfolgt kein Blick in Ihre Privatsphäre.
Wie funktioniert die Detektion des Verkehrs?
Eine auf künstlicher Intelligenz basierte automatische Detektion erkennt im Bild der Thermalkameras
einzelne Objekte und klassifiziert diese als Motorrad, PKW, LKW, Bus, Fußgänger, Radfahrer
und E-Scooter Fahrer.
Wie funktioniert die Stauerkennung?
Für jede Thermalkamera wurden Zonen definiert. In Echtzeit wird mehrmals pro Sekunde berechnet,
wieviel Prozent der Zone durch Objekte belegt ist. Überschreitet dieser Prozentsatz
über eine definierte Zeitdauer einen definierten Schnellwert, wird ein Stau detektiert. Der Schwellwert richtet sich danach, wie stark die Zonen mit der bestehenden Ampelsteuerung belegt
sind.
Wozu dienen die weißen Antennen an den Geräten?
Jedes Gerät kann per WLAN vor Ort und per LTE aus der Ferne erreicht werden. Das dient der
Kommunikation der oben beschriebenen Daten, ermöglicht aber auch Software aus der Ferne
zu aktualisieren.
Was passiert mit den Daten?
Alle Bilder werden vor Ort an der Kreuzung verarbeitet. Basierend auf der Erkennung von Objekten
werden diese gezählt. Die Zähldaten sowie Belegungsgrade in definierten Bereichen werden
an die RWTH Aachen einmal täglich übermittelt. Die Videos werden im Normalfall nicht
gespeichert, allerdings werden einzelne Videos zu Testzwecken gespeichert.