Verkehrssicherheits- und Verkehrsablaufuntersuchungen in Arbeitsstellen längerer Dauer auf Autobahnen in Deutschland

  • Traffic safety and traffic flow analysis of long-term roadconstruction sites on German motorways

Sümmermann, Andreas; Steinauer, Bernhard (Thesis advisor)

Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2012)
Doktorarbeit

Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2012

Kurzfassung

In den kommenden Jahren wird der Erhaltungsaufwand für das deutsche Autobahnnetz weiter zunehmen. Der größte Anteil der Bundesfernstraßen ist zwischen 1965 und 1985 für den Verkehr freigegeben worden, so dass diese Streckenabschnitte zunehmend sanierungsbedürftig sind. Die gleichzeitig gestiegenen Verkehrsbelastungen und vor allem der hohe Schwerverkehrsanteil schädigen den Straßenoberbau stark. Daraus resultiert eine vermehrte Einrichtung von Arbeitsstellen kürzerer wie auch längerer Dauer. Im Bereich von Arbeitsstellen längerer Dauer kommen in Deutschland vornehmlich die Baustellenverkehrsführungen 3+1 und 4+0 zum Einsatz. Beide Verkehrsführungen stehen in direkter Konkurrenzsituation zueinander, weil sie unter sehr ähnlichen Randbedingungen (Querschnittsbreiten, Verkehrsbelastungen etc.) eingesetzt werden können. Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen wurden die beiden Verkehrsführungen sowohl einer Sicherheits- als auch einer Verkehrsablaufanalyse unterzogen. Die Auswertung von über 6.500 Verkehrsunfällen in 269 Arbeitsstellen führt zu den Ergebnissen, dass 3+1-Arbeitsstellen ein im Mittel 10% niedrigeres Gesamtunfallrisiko aufweisen als 4+0-Arbeitsstellen. In einem Unfall mit Personenschaden werden in 4+0-Arbeitsstellen zudem deutlich mehr Verkehrsteilnehmer verletzt oder getötet. Schmale Baustelleninnenbereiche sind zwar auf den ersten Blick sicherer als breiter ausgeführte 4+0-Arbeitsstellen, die Auswirkungen von schmalen Fahrstreifen auf die Kapazität und die damit verbundenen massiveren Stausituationen sind aber vor allem hinsichtlich der Gefahrenquelle von Stauereignissen auf die Verkehrssicherheit negativ zu bewerten. Auch die Einführung des "Versetzten Fahrens" in Verbindung mit einem generellen Überholverbot auf schmalen Fahrbahnen verspricht dauerhaft nicht die Lösung von Leistungsfähigkeitsproblemen. Die Leistungsfähigkeit bleibt gegenüber breiteren Fahrbahnen eingeschränkt und eine wesentliche Verminderung von Stauereignissen kann dadurch nicht erwartet werden. Die Verkehrsablaufanalysen ergeben, dass die Kapazitäten in 3+1-Arbeitsstellen um bis zu 12% über den Kapazitäten von 4+0-Arbeitsstellen liegen. Insbesondere bei SV-Anteilen über 15% spielen 3+1-Verkehrsführungen ihre Vorteile in der Leistungsfähigkeit aus. Die Auswertung der vorgenannten Zusammenhänge aus den Sicherheitsbewertungen und Verkehrsuntersuchungen führt zu dem Fazit, dass 3+1-Arbeitsstellen empfohlen und 4+0-Arbeitsstellen vorgezogen werden müssen.

Einrichtungen

  • Lehrstuhl und Institut für Straßenwesen [313410]

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